Alles bewegt sich

Grosseltern-Magazin

???????????????????????????????„Mama, wir haben jetzt eine Riesen-Maschine!“ berichtet Lioba daheim. Der beunruhigten Mama versichert sie, dass die Maschine trotzdem im Museum Tinguely bleiben könne. Die dreijährige Lioba näherte sich Jean Tinguelys Maschinen zuerst mit aller Vorsicht – gross, unvorhersehbar in ihrer Bewegung und laut sind einige. Dann entdeckte sie die feinen kleinen, die ihrem Sensorium entsprechen: ein verbogener Draht, der beim Umsichwirbeln zur Ballerina wird, ein Clown, der sich in einer Schüssel wackelnd dreht. Darauf näherte sie sich den grösseren Kunstwerken immer mutiger. Ihre kleine Schwester gab sich von Anfang an der Angstlust hin, wenn einer der Kolosse ratternd und pfeifend ansprang.
Meine Befürchtung, die Kinder würden Tinguelys Werke innerlich unbeteiligt betrachten wie ich als Kind die Miniatur-Eisenbahnanlagen, die auf Knopfdruck Züge losschickten, war grundlos. Charme und Anarchie machen seine Werke zu derart grosser Kunst, dass Kinder sie nach kurzer Zeit eben einfach besitzen.

Museum Tinguely
Paul Sacher-Anlage 2
4002 Basel
Dienstag bis Sonntag 11 – 18 Uhr

Veröffentlicht im Grosseltern Magazin, März 2015

Lucky Luke im Museum

Grosseltern-Magazin

DSC02275Jungen in der Pubertät leben in einem Zwischenreich. Da ist die Freude an einem Kinderwitz: „Was ist das? Ein Bär schreit auf einer Kugel? – Ein Kugel-Schrei-Bär!“ und die coole Selbstironie, wenn alle endlich begriffen haben: „So flach dieser Witz, so flach!“ „Ice Age“ lieben und Videos von wilden Parkours-Läufen drehen – das beisst sich nicht. Können sich Jungs in dem Alter für ein Museum interessieren? Der 15-jährige Paolo und ich probierten es – im Cartoon-Museum in Basel. Gerade ist Joost Swarte, ein Klassiker der Comickunst ausgestellt. Paolo mochte besonders seine skurillen Phantasien. Dass Swarte in Holland Glasfenster für eine Kartonfabrik mit Comic-Zeichnungen gestalten kann, beeindruckte uns. Und dann schlüpften wir in der Museums-Bibliothek ins alterslose Reich der Comics. Lucky Luke und die Daltons im Museum – das gefiel uns beiden besonders gut!

Cartoonmuseum
St. Alban–Vorstadt 28
4052 Basel

Veröffentlicht im Grosseltern Magazin, Februar 2015

Museum Tinguely

Aktivitäten für Kinder, Atmosphäre, Bewertung, empfehlen wir heiss, Infrastruktur, Kunstmuseum
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Der Tinguely Zwerg

Zuerst war Lioba gar nicht zufrieden mit Monsieur Tinguely:  kopfunter hängte er den Zwerg! Und wenn die Riesenmaschine läuft, wird er vielleicht sogar in das Fass voll Wasser darunter getunkt? Als die Maschine später wieder lief, war Lioba beruhigt: der Zwerg dreht sich nur im Kreis und rührt das Wasser mit seinem Rechen um.

Tinguely Riesenmaschine

Die  Riesenmaschine

Ich bin hingegen von Anfang an hin und weg vom Tinguely-Museum: lichtdurchflutet mit viel Platz, die Kinder können ihrem Bedürfnis, Dinge anzufassen nachkommen, indem sie auf dicke Knöpfe drücken – und dann werden die wunderbarsten Maschinen lebendig! Und wir müssen begeistert schauen und schauen und schauen.

Scarifizieren, Tunnel, Emo – mit Jugendlichen ins Museum

Ausstellung, Bewertung, Jugendliche

P1060742Es gibt kleine Jungs, die haben ein Spezialwissen zu Dinosauriern, über dessen Breite wir uns nur wundern können. Ich kenne S., eine 15-Jährige, die hat ein Spezialwissen zu allem, was man mit der Haut so anstellen kann: scarifizieren (Narben anbringen), piercen, tätowieren. Im Gegensatz zu Dinosauriern sind diese Praktiken nicht ausgestorben mit den letzten „Wilden“ in unserer globalisierten Welt, sondern total in Mode. Anstatt mich nun weiter darüber zu wundern und sogar ein bisschen zu ekeln, liess ich mich von ihr durch die Ausstellung „Make-up“ im Museum der Kulturen in Basel führen.