Alles bewegt sich

Grosseltern-Magazin

???????????????????????????????„Mama, wir haben jetzt eine Riesen-Maschine!“ berichtet Lioba daheim. Der beunruhigten Mama versichert sie, dass die Maschine trotzdem im Museum Tinguely bleiben könne. Die dreijährige Lioba näherte sich Jean Tinguelys Maschinen zuerst mit aller Vorsicht – gross, unvorhersehbar in ihrer Bewegung und laut sind einige. Dann entdeckte sie die feinen kleinen, die ihrem Sensorium entsprechen: ein verbogener Draht, der beim Umsichwirbeln zur Ballerina wird, ein Clown, der sich in einer Schüssel wackelnd dreht. Darauf näherte sie sich den grösseren Kunstwerken immer mutiger. Ihre kleine Schwester gab sich von Anfang an der Angstlust hin, wenn einer der Kolosse ratternd und pfeifend ansprang.
Meine Befürchtung, die Kinder würden Tinguelys Werke innerlich unbeteiligt betrachten wie ich als Kind die Miniatur-Eisenbahnanlagen, die auf Knopfdruck Züge losschickten, war grundlos. Charme und Anarchie machen seine Werke zu derart grosser Kunst, dass Kinder sie nach kurzer Zeit eben einfach besitzen.

Museum Tinguely
Paul Sacher-Anlage 2
4002 Basel
Dienstag bis Sonntag 11 – 18 Uhr

Veröffentlicht im Grosseltern Magazin, März 2015

Rundum-Entdeckungen im Thuner Panorama

Grosseltern-Magazin

???????????????????????????????„Am Anfang ist alles so nüchtern in dem Raum und dann ist da nur EIN Bild. Ich hab befürchtet, dass das langweilig wird“, gesteht meine 16jährige Begleiterin nach dem Besuch des Thuner Panoramas, gemalt 1809 von Marquard Wocher. „Aber so, wie wir das jetzt gemacht haben, war es lustig!“ Das verdanken wir dem „Wocher-Koffer“, einem schrankgrossen Zylinder mit reichem Innenleben. Die darin verstauten Spiele – z.B. Puzzle, Tastspiel, Geschichte zum Suchen – helfen das riesige Bild in seinen vielen Details wahrzunehmen. Wir finden darauf den Maler und seinen Freund, rätseln, ob Wocher der grosse Herr oder der kleine mit den X-Beinen sei. Wir erkennen beim Tastspiel die ertasteten Würfel nicht als Zucker und diskutieren, ob es ihn damals in Würfelform gegeben hat? Und wir sinnieren über die Zeit. 200 Jahre, das hört sich nach nicht lange vorbei an, doch in Manchem scheint 1809 sehr weit weg: „Dass einer Käse auf einem Holzgestell am Rücken trägt, das dachte ich, wäre im Mittelalter!“ sagt Flurina.
Das Panorama von Thun zeigt das Alltagsleben in der damaligen Kleinstadt. Es ist 39 Meter lang, 7,5 Meter hoch und das weltweit älteste erhaltene Panoramabild.
Flurina empfiehlt allen Familien den Besuch, „aber sie müssen unbedingt die Spiele benutzen!“

Schadaupark, 3602 Thun
Dienstag bis Sonntag: 11–17 Uhr (ab 28. März)

Veröffentlicht im Grosseltern Magazin, Dez 2014/ Jan 2015